Page 25 - Leseprobe - Vom Brot im Meer
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Gasöfen und den Erniedrigungen und Entbehrungen, die
            die Menschen ertragen mussten. Am Anfang, glaube ich,
            wartete er auf irgendeine Nachricht über seine eigene Fa-
            milie. Da aber Joshka und Bosci diese niemals erwähnten,
            vermute ich, dass er glaubte, sie hätten einander in Ausch-
            witz nie getroffen. Wenn man bedenkt, dass Tausende
            von diesen armen Häftlingen dort umgekommen waren,
            erschien ihm dies nicht unwahrscheinlich. Wochen und
            Monate vergingen. Joshka und Bosci erwähnten die engs-
            te Familie meines Vaters nie. Wir alle gingen daher davon
            aus, dass sie sie nie gesehen hatten. Dies musste aber an-
            dererseits doch auch eine Erleichterung für meinen Va-
            ter gewesen sein. Sah ich doch, dass er kaum über den
            Schmerz und das Schuldgefühl, das er wegen des Todes
            seiner Familienmitglieder empfand, hinwegkam. Mehr
            darüber zu hören, hätte vermutlich seine Qualen nur ver-
            größert, ohne irgendetwas zu ändern.
              Dann aber, eines Freitagabends, bald nachdem unsere
            Verwandten gekommen waren, und unsere Kinder schon
            schliefen, sah Joshka meinen Vater an und sagte: „Sandor,
            wir haben jetzt viele Monate geschwiegen, weil wir es dir
            nicht sagen wollten, aber jetzt fühlen wir, dass wir es tun
            müssen. Wir wurden mit deiner Familie nach Auschwitz
            verschickt. Und wir wissen, wie sie ihr Ende fand.“
              Meine Mutter wollte es nicht hören. Sie begann sofort
            über andere Geschehnisse zu sprechen und versuchte,
            Joshka und Bosci von ihrem Vorhaben abzuhalten. Sie
            wusste, dass dies für meinen Vater entsetzlich sein wür-
            de. Er war ganz blass geworden und keuchte ein wenig,
            aber beide, Joshka und Bosci, bestanden darauf, es uns
            zu erzählen. Sie sagten, dass wir wissen müssten, wie die,
            die im Lager waren, gelitten hatten, und wie die Mutter
            meines Vaters, Ethel, ermordet worden war.
              Joshka erzählte, dass die Geschichte des Todes meiner
            Großmutter ihnen keine Ruhe gelassen hatte. Sie hätten
            dieses Erlebnis schon längere Zeit mit sich getragen und
            hofften, dass sie sich dadurch, dass sie uns davon erzähl-
            ten, von diesem Albtraum befreien könnten. Jetzt, nach
            so vielen Jahren, erinnere ich mich und wundere mich,


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