Page 17 - Fliegen mit geflickten Flügeln
P. 17
sofort nach dem Geschehen, für die Betroffenen erst im Ver-
lauf, nachdem die Phase des Durchgangssyndroms und damit
der Amnesie vorbeigegangen ist. Die eigentliche und wahre Di-
mension ist in der frühen Phase der Verletzung für alle nicht zu
fassen. Ärzte können leider nicht sagen, dass alles wieder gut
wird oder so wird wie vor dem Unfall, womit dies als „keine
Hoffnung lassen“ oft aufgenommen wird. Es beginnt ein Weg
in eine ungewisse Zukunft, der mit Sorgen und Ängsten, mit
schmerzhaftem Abschied vom Gewohnten und Normalen ge-
pflastert ist, dazu kommt das Gefühl des Allein gelassen werden.
Umso mehr wächst die Wichtigkeit dieses Buches, das zeigt
wie Betroffene und ihre Angehörigen es schafften, trotz der Ver-
letzungsfolgen, die zunächst Gefühle wie Trauer, Wut, Über-
forderung und Enttäuschung entfachen, in ein Leben zurückzu-
finden, wo wieder Selbstbewusstsein, Zufriedenheit, Glück und
Freude empfunden werden kann. Damit kann jenen Menschen,
die am Beginn eines solchen Weges stehen, Zuversicht gegeben
und das Gefühl des Alleine seins gelindert werden.
Auch für alle Berufsgruppen, die in der Behandlung an Pa-
tient/Innen mit Schädel-Hirn-Trauma tätig sind und in der An-
gehörigenbetreuung arbeiten, gibt dieses Buch einen sehr wich-
tigen Einblick, worum es im Grunde wirklich geht, nämlich die
Patient/Innen nach Schädel-Hirn-Trauma mit ihren Angehöri-
gen auf den Weg zurück in ein verändertes, möglichst selbstbe-
stimmtes Leben individuell zu begleiten.
Mit großem Respekt und Anerkennung für jede einzelne Ge-
schichte
Dr. Monika Murg-Argeny
Fachärztin für Neurologie
Oberärztin im RZ Wien-Meidling
17