Page 16 - Fliegen mit geflickten Flügeln
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Dr. Monika Murg-Argeny

           Trotzdem


           Nach vielen Jahren Arbeit in der Neurorehabilitation für Pati-
           entinnen und Patienten nach einem Schädel-Hirn-Trauma SHT
           im RZ Wien-Meidling und langer Zusammenarbeit mit Sigrid
           Kundela und der Selbsthilfegruppe SHG für SHT, darf ich nun
           folgendes Vorwort an die Leserschaft dieses Buches richten:
             Ein Unfall mit der Folge eines SHT ist ein sehr einschnei-
           dendes und das Leben von Grund auf veränderndes Ereignis,
           das nicht nur Betroffene, sondern auch deren familiäres und
           soziales Umfeld aus dem Alltag reißt. Durch die körperlichen
           Veränderungen, Störungen der kognitiven Funktionen und auch
           des sozialen Verhaltens nach SHT erleiden einerseits die Betrof-
           fenen Abhängigkeit, Veränderung der Selbstwahrnehmung und
           Einschränkungen des Selbstbewusstseins, andererseits sind die
           Angehörigen gefordert, damit umgehen zu lernen.
             Es handelt sich um eine Lebenskatastrophe aus der man nur
           gemeinsam, niemals alleine, einen Wiederaufbau eines verän-
           derten Lebens schaffen kann. Somit sei die Wichtigkeit, neben
           der Bereitstellung der adäquaten rehabilitativen Maßnahmen,
           nämlich des familiären Verbandes und des bestehenden sozialen
           sowie auch des beruflichen Umfeldes hervorgehoben. Selbstver-
           ständlich darf die absolute Notwendigkeit der sozialen Absiche-
           rung und der Möglichkeit der adäquaten rehabilitativen Maß-
           nahmen über mehrere Jahre nicht außer Acht gelassen werden.
           Das jahrelange gezielte Trainieren des Körpers und des Geistes
           ist  je nach  Möglichkeiten und  Anforderungen  ein Bestandteil
           des Lebens, soll aber irgendwann nicht mehr zum vordergrün-
           digen Inhalt werden.
             Wie man in fast allen Berichten lesen kann, beginnt die kriti-
           sche Auseinandersetzung mit der Situation für die Angehörigen


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