Page 13 - Fliegen mit geflickten Flügeln
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Dr. Nikolaus Steinhoff
Was ist passiert?
Das Wort Leben ist der Ausdruck für das was wir sind. Es zu
beschreiben, ist sehr schwer. Haben Sie es schon probiert – das
Leben zu beschreiben? Das Schädel-Hirn-Trauma SHT ist ein
Angriff auf dieses individuelle Leben. Auf das eigene Leben –
und wie soll man damit umgehen? Das Trauma betrifft physisch
und dadurch auch psychisch das Leben des Opfers an sich. Der
Umgang mit dieser Lebensbedrohung ist sehr individuell. Es
gibt in der Folge ein altes und ein neues Leben nach dem Über-
leben. Betroffene sind dabei sowohl die Verletzten, als auch die
Angehörigen, Freunde und Bekannten. Für alle gibt es die Not-
wendigkeit der Anpassung des Verhaltens an das Leben danach.
Im Anschluss an ein SHT wird man als Betroffener zu einem
anderen, neuen Mitglied der Gesellschaft mit neuen Eigenschaf-
ten, das sich einen neuen Platz sucht und das für die Umgebung
auch eine Neuplatzierung bedeutet. Im Kleineren sind zuerst
Therapeuten, Ärzte und das Gesundheitssystem gezwungen,
sich an dieses neue Element anzupassen.
Derzeit gibt es mit dem Schlagwort „personalisierte Medi-
zin“ generell eine Öffnung in Richtung individuellen Umgang
mit dem Zustand, in dem man Hilfe braucht, nachdem eine Be-
drohung des eigenen Lebens passiert ist. Die Bedrohung und
Verletzung mag stärker oder weniger stark gewesen sein, aber
die eigenen Mittel um mit dieser Bedrohung umzugehen, ma-
chen in Wirklichkeit die Stärke der persönlichen Betroffenheit
aus. Manche haben mehr, andere weniger Werkzeuge, um mit
einer Veränderung durch das SHT umzugehen.
Die einzelnen Zentren des Gehirns und die Verbindungen für
die Zusammenarbeit dieser Zentren sind genau organisiert und
im Laufe des Lebens gut aufeinander eingespielt. Kommt jetzt
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