Page 32 - Leseprobe - Überfahrene Lebenswelt
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Unterschiedliche Wege der Rückkehr
            kräftesparend, wie an der in dieser Situation sehr wichtigen Szene mit
            dem Misthaufen auf einer angeblichen Alm zu sehen ist.
                Der eigentliche Grund für die Rückkehr der Familie des Herrn A.
            war das Argument, dass dieser Hof kriegswichtige Güter zu liefern in
            der Lage sei und deshalb zu bewirtschaften sei. Da aber sich keiner
            fand, den Bergbauernhof zu führen, konnte der eigentliche Besitzer
            mit seiner Familie zurückkehren.
                Weiter ist – nicht einmalig in der Nazizeit – der Grund, warum der
            Onkel des Erzählenden nicht ausgesiedelt wurde, sehr aufschlussreich
            und zeigt schon an diesem Beispiel neben der Protektion parteipolitisch
            Gleichgesinnter, dass unterschiedliche Kriterien herangezogen wurden,
            um Familien auszusiedeln oder nicht, auch wenn man Familien trennte,
            da unterschiedlichste Entscheidungsmaßstäbe angelegt wurden.


               c. Verzögerte Heimreise aus Lagern im „Altreich“

                  c.1. Kriegsende im Lager und Organisation der Heimfahrt


                Das Ende des Krieges erlebten die Ausgesiedelten in den Lagern
            als Befreiung; sie waren noch im Lager, aber frei. Frau K. schilderte es
            sehr klar: »Na, jedenfalls, diese Rückkehr war natürlich eine Katastrophe,
            weil nämlich diese drei Monate nach der Befreiung und bis zur Heimfahrt
            warn ein Traumleben. Da warn die Amerikaner, die habn wir ja begrüßt
            beim Einmarsch und wir sind ja alle hinausgestürzt aus dem Lager und
            das stand an der Einmarschstraße zu Eichstätt, wir sind alle hinaus, wir
            Kinder, nicht, und die habn ja nicht gewußt, was in der Stadt ist und die
            sind mit dem Gewehr im Anschlag im Gänsemarsch einmarschiert und wir
            liefen hin und wollten sie umarmen und die habn uns weggestoßen ...
                Und das war dann diese Freiheit, nach der Befreiung, das war traum-
            haft, wir sind auf einmal in die Stadt gegangen, sind herumgegangen und
            alles. Alle warn so frei und fröhlich und da hatten wir auf einmal auch
            Essen, was man essen konnte, und zwar weil, die Nazis hatten ja das Lager
            einfach stehen gelassen und sind gegangen und da habn der Herr P. und
            meine Mutter, die warn so zwei sehr aktive und vife Leute, die habn die
            Lagerleitung übernommen. Und diese zwei, der Herr P. und meine Mutter,
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