Joachim Gunter Hammer
Wind Räder Wind
Gedichte
€ 22,90
150 Seiten, broschiert
ISBN 978-3-902744-25-8
Joachim Gunter Hammers Gedichte sind Einübungen in das Verschwinden. Das Ich, das in ihnen vernehmbar wird, ist in Auflösung begriffen.
Je länger es sich ansieht, ängstlich zitternd vor der Illusion seines Todes, je eingehender es sich betrachtet in langsam erblindenden Spiegeln, desto mehr löst es sich auf, verschwindet „wie die Sternennacht vor der aufgehenden Sonne“ und entkommt somit allen Namen, die man ihm einmal gegeben hat.
Der Dichter, bald Doppelgänger, bald Biograf dieses seltsam ungreifbaren lyrischen Ichs, erweist sich in jedem Vers als Bewohner eines „köstlichen Niemandslandes“, in dem die Zeit nichts mehr ist als eine Spiegelung über einem Salzsee und in dem jedes Ding sich zur reinen Möglichkeit verdichtet.
Wie ein Schmetterling bewegt er sich dort von einem Schattenspiel zum nächsten, zwischen nördlichen Nächten und südlichen Lichtern. Unsichtbar zu werden im Herbstwind scheint das Ziel all seiner Reisen zu sein; Windräder, die der Atem seiner Verse bewegt, dienen ihm dabei als Wegweiser.
Nicht eine Weltabkehr, nicht eine Flucht aus der Gegenwart allerdings ist es, was der Dichter hier wie schon in seinen früheren Bänden betreibt, sondern ein unentwegtes, konsequentes Kreisen um die große Leere, die sich hinter dem hektischen Treiben der Märkte, hinter den medialen Bilderkaskaden und Sprachmüllhalden auftut.
Diese Leere umkreisend, die für ihn die Mutter aller Dinge ist, schöpft Hammer stets aus dem Vollen und bleibt dabei ebenso unerkannt wie unverkennbar.
Christian Teissl